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  • Was sind Physician Associates?
    Erfahrene Gesundheitsfachpersonen übernehmen als Physician Associates im Rahmen einer ärztlichen Delegation und Aufsicht klinisch-medizinische Aufgaben: Sie können eine Anamnese und körperlicher Untersuchung durchführen, bei diagnostische und therapeutischen Maßnahmen mitwirken, einen Behandlungsplan durchführen, die ärztliche Dokumentation unterstützen und bei Operationen assistieren. Ebenso können sie medizinische Informationen adressatengerecht weitergeben, Verlegungen bzw. Überweisungen organisieren und fachliche Protokolle und Dokumentationen der Behandlung erstellen. Diese neue Funktion im Gesundheitswesen stellt für klinisch-medizinisch interessierte Pflegende eine attraktive berufliche Weiterentwicklung dar und ist bei zunehmendem Mangel an Ärzten und Fachkräften, kombiniert mit regulierten Arbeitszeiten und ökonomischen Herausforderungen, ein erfolgsversprechender Lösungsansatz.
  • Inwieweit können Physician Associates Verordnungen erlassen?
    Grundsätzlich ist die Steuerung des Diagnostik- und Therapieverlaufs eine ärztliche Aufgabe. Im Rahmen der Delegation bzw. allgemeinen Handlungsrichtlinien und Behandlungsschemen sowie juristisch geklärten Voraussetzungen können einzelne Schritte und Aufgaben von weiteren Berufsgruppen, wie z.B. PAs durchgeführt werden. Die Verantwortung liegt jedoch immer beim behandelnden Arzt. Hierbei unterscheiden sich die PAs daher wenig von Assistenzärzten, die ebenfalls oft in Absprache oder auf Anweisung des behandlungsverantwortlichen Arztes handeln, insb. zu Beginn ihrer Laufbahn.
  • Welche administrativen Arbeiten übernehmen die Physician Associates, die zuvor von Assistenzärzten durchgeführt wurden?
    Im stationsärztlichen Bereich können PAs administrative und medizinische Arbeiten in einem vergleichbaren Verhältnis wie ein Assistenzarzt übernehmen. PAs können somit die Funktion ähnlich eines Stationsarztes annehmen. Würde eine Arbeitskraft auf der Station hauptsächlich die administrativen Arbeiten von Assistenzärzten übernehmen, dann wäre dies ein anderes Berufsmodell (z.B. Stationsadministration). Es ist daher wichtig, dass sich alle Betroffenen bewusst sind, welches Modell eingesetzt werden soll.
  • Werden Physician Associates als eigenständige Fachleute angesehen oder gelten sie als «Hilfskräfte» für die Ärzte?
    In erster Linie sind die PAs Fachleute, welche z.B. die stationsärztliche Funktion ausfüllen können. Sie arbeiten grundsätzlich nicht als Hilfe für den Assistenzarzt, sondern sie füllen ihre Funktion in einem definierten Bereich voll aus und verantworten sich gegenüber einem Kaderarzt. Darüber ist die Grundhaltung gegenüber jeglicher Profession von Bedeutung. Eine Berufsgruppe ist mit einem Fachbereich definiert, welchen sie bearbeitet und der eine positive Inhaltsbezeichnung haben sollte. Die Bezeichnung «Hilfsperson» ist daher dem Verständnis von Berufsangehörigen nicht angemessen. Berufsgruppen im Gesundheitswesen sollten sich ergänzen und nicht konkurrieren – das gilt für alle: Ärzte, Pflege, Physiotherapie, Sekretariat, Reinigung, etc. Im Gesundheitswesen hat es weiterhin grosses Potential, Prozesse zu optimieren – durch Änderungen in den Strukturen und der Verteilung der Arbeiten. Die PA sind ein eindrückliches Beispiel für eine Berufsgruppe, welche eine wichtige Ergänzungsfunktionen hat und "Gaps" im klinischen Alltag ausfüllen kann.
  • Wer trägt im Schadensfall die Verantwortung, wenn der Schaden vom Physician Associate verursacht wurde?
    Im Bereich des Haftpflichtrechts ist von Bedeutung, dass das Spital eine zweckmässige Arbeitsorganisation festzulegen und umzusetzen hat. Die Berufshaftpflichtversicherung umfasst den Bereich der Übertragung von Hilfsfunktionen an Hilfspersonen. Das Prinzip ist das gleiche, wie bei der bisherigen ärztlichen Betreuung, bei der auch der jeweils behandlungsverantwortliche Kaderarzt die Verantwortung für die gesamte Behandlung übernimmt und die Mitarbeiter entsprechend einsetzt und beaufsichtigt.
  • Dürfen Physician Associates in der Rufbereitschaft arbeiten? Gibt es Ferien?
    Gemäss dem Arbeitsgesetz und weiteren arbeitsrechtlichen Grundlagen ist eine Rufbereitschaft (Pikett) möglich. Dabei müssen jedoch die gesetzlichen Bedingungen eingehalten werden. Dies betrifft auch die Ferien. Die gesetzlich vorgeschriebenen Ferien müssen bezogen werden.
  • Wie viel Lohn erhalten Physician Associates?
    Im Kanton Zürich sind die PA in der Lohnklasse 15 bis 18 (Vollzugsverordnung zum Personalgesetz) eingereiht. Zum Vergleich – Assistenzärzte sind im Kanton Zürich zu Beginn in der LK 19 eingruppiert.
  • Wo liegen die Unterschiede zwischen der Berufsrolle der Physician Associates zwischen der Schweiz und anderen Ländern?
    Grundsätzlich bestehen einige Ähnlichkeiten zum Berufsfeld von Physician Associates zwischen den Ländern. Die Entwicklung Rolle der PAs in der Schweiz ist vor allem von drei Ländern geprägt: · Niederlande: Bereits in den 1990er Jahren wurde von der Regierung eine Initiative durchgeführt, um sich den demografischen Herausforderungen der Zukunft stellen zu können. Die Herausforderungen im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung finden sich auch in der Schweiz wieder. · Deutschland: Der Beruf wurde auf Bachelor-Niveau aufgebaut einschliesslich einer Beratung und offiziellem Positionspapier von der Bundesärztekammer. Aufgrund der kulturellen Parallelen und Ähnlichkeiten im Umsetzungsansatz dienen deutsche Studiengänge ebenfalls als Vorbild. · Australien: Bei der Einführung des Berufs unterschätzten die Initiatoren die Bedeutung der Integration der Akteure. Diese bestanden teilweise auch aus Berufsfeldern (Pflegeberufe, Ärzte), die PAs als Konkurrenz wahrnahmen. Für die Schweiz dient dies als eindrückliches Beispiel dafür, wie wichtig multilaterale Gespräche auf Augenhöhe zwischen den Akteuren sind.
  • Auf welcher rechtlichen Grundlage erfolgt die Tätigkeit der Klinischen Fachspezialisten?
    Im Rahmen der Projektarbeit wurde eine umfassende rechtliche Abklärung durchgeführt. Das Ergebnis bestätigt die Möglichkeit zur Einführung der neuen Funktion. Grundsätzlich liegen die Kompetenzen der Klinischen Fachspezialisten in delegierten medizinischen Aufgaben und in der Umsetzung des Behandlungsplans. Die definierten Behandlungsprozesse und Leitlinien der Kliniken gelten dabei als verbindliche Vorgaben. Die klinischen Fachspezialisten arbeiten unterstützend und übernehmen delegierte medizinische Aufgaben unter ärztlicher Aufsicht. Die Verantwortung der Behandlung liegt beim behandlungsverantwortlichen Arzt. Der Kompetenz- und der Wissenserwerb im Unternehmen und in der Weiterbildung definieren die zusätzlichen Kompetenzen. Die konkrete Kompetenzerteilung erfolgt durch den jeweiligen Betrieb.
  • Wie könnte die Entwicklung der Funktion im schweizerischen Kontext weiter erfolgen?
    Die Delegation der medizinisch-ärztlichen Aufgaben an speziell befähigtes nichtärztliches Personal kann grundsätzlich auf andere Fachbereiche übertragen werden. Zudem beschränkt es sich nicht auf den Spitalkontext, sondern kann genauso im ambulanten und prästationären Bereich realisiert werden. Die Erweiterung der Arbeitsfelder der Pflege durch die Übernahme von medizinischen Aufgaben wirkt sich auf die Nachfrage nach Ärzten aus. Durch die Steigerung der Attraktivität des Berufsbildes der Pflege wird die Verweildauer am Arbeitsplatz erhöht. Zudem werden Entwicklungsmöglichkeiten für Pflegende mit Abschluss an einer Fachhochschule geschaffen. Sofern sich die Funktion etabliert, werden voraussichtlich auch die tariflichen und rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die Ausbildungen vermehrt auf die neue Auf-gabe ausgerichtet.
  • Wie sieht die Ausbildung eines Physician Associates in der Schweiz aus?
    Derzeit bereiten die "CAS Klinische Fachspezialistin / Klinischer Fachspezialist" sowie der entsprechende DAS und MAS in Physician Associate Skills der ZHAW die interessierten Pflegenden sowie weiteres medizinisches Fachpersonal auf ihre Rolle als PA vor. CAS I: Die Ausbildung "CAS Klinische Fachspezialisten Basic" ist eine Ausbildung von 15 ECTS: · Medizinische Grundlagen (5 ECTS) · Wirtschaftliche und organisatorische Aspekte: Verwaltung und Dokumentation (5 ECTS) · Information – Kommunikation – Koordination (5 ECTS) oder Onkologie für Physician Associates (5 ECTS) CAS II: Die Ausbildung "CAS Klinische Fachspezialisten Advanced – Physician Associate" umfasst 15 ECTS: · Advanced Medical Clinical Skills (5 ECTS) · Anamnese – Prüfungen – Bewertung – Verfahren (5 ECTS) · Schweizer Gesundheitssystem (5 ECTS) CAS III: Die Ausbildung "CAS Klinische Fachspezialisten Proficient – Physician Associate" umfasst 15 ECTS: · Klinisch-medizinische Kompetenzen – Proficient (5 ECTS) · Kommunikation – Beratung (5 ECTS) · Gesundheitswissenschaften oder Projekt- und Qualitätsmanagementmodule (5 ECTS) Der Master of Advanced Studies (MAS) in Physician Associate Skills umfasst die CAS Module I – III (je 15 ECTS) und ein anschliessendes Mastermodul (15 ECTS), welches mit einer Masterthesis abschliesst: Lehrinhalte der CAS I bis CAS III Masterarbeit (Forschung und Projekt) Eine Lehrangebot zum Physician Associate auf dem Bachelor of Science-Niveau befindet sich in der Entwicklung. Für die Praxisphasen sind Fachärzte als Ausbildner vorgesehen.
  • Ist ein CAS mit Schwerpunkt Pädiatrie in Planung?
    Aktuell ist noch kein CAS bzw. ein Modul für PAs mit Vertiefung Pädiatrie in Planung. Je nach Nachfrage könnte jedoch ein entsprechendes Modul ausgearbeitet werden.
  • Eliminiert das künftige Bachelorstudium die Weiterbildungsangebote, wie z.B. den CAS?
    Nein, sowohl der Bachelor of Science als auch die Weiterbildungen (z.B. CAS) bleiben weiterhin parallel bestehen. Das für die Schweiz charakteristische duale Berufsbildungsmodell bietet vielfältige Zugänge und Karrierewege für Lernende, was sich im internationalen Vergleich als ein Erfolgsfaktor in der Wirtschaft zeigt. Daher ist auch das Ziel der Qualifizierung zum PA eine möglichst logische und qualitativ hochwertige Ausbildung anbieten zu können, die den unterschiedlichen Erwartungen sowohl von Lernenden als auch der Praxis gerecht wird.
  • Ist der CAS-Abschluss weiterhin anerkannt, wenn es auch die Möglichkeit eines Bachelor of Science-Abschlusses gibt?
    Eine ähnliche Frage stellte sich bereits in den Vereinigten Staaten, als die PA-Ausbildung im Dienst des US-Militärs und später auf Bachelor-/Masterniveau entwickelt wurde. Sinnvoll ist die Anwendung einer so genannten "Grossvaterklausel". Diese entspricht im Deutschen mehr oder weniger einem "Bestandsschutz" und im Französischen einer "clause d'antériorité", die erworbene Rechte garantiert. Folglich sind die vorangegangen PA-Abschlüsse weiterhin in ihrer Gültigkeit sichergestellt und die Absolventen in der Beschäftigung nicht benachteiligt. Darüber hinaus gibt es Fortbildungsmöglichkeiten, die für die Absolventen aller PA-Abschlüsse offenstehen. Dieses gemeinsame Lernen gewährleistet die Aufrechterhaltung des aktuellen Wissensstandes.
  • In welchem Fachbereich können sich Physician Associates spezialisieren?
    Traditionell verfügen PAs über eine generalistische Rolle. Sie vertiefen ihr Fachwissen in der Fachabteilung, in der sie in der Praxis tätig sind. Es gibt allerdings auch vertiefende Ausbildungskurse während der Ausbildung zum PA (siehe Weiterbildungsangebote der ZHAW). In der Praxis kann die Spezialisierung in jedem medizinischen Fachbereich erfolgen. Dies bezieht sich auf die Akut- und Notfallmedizin, die ambulante Medin (z.B. im hausärztlichen Umfeld) oder auch in der Geriatrie und Rehabilitation.
  • Welche Aus-, Weiter- und Fortbildung gibt es aktuell für die Funktion der Klinischen Fachspezialisten? Welches sind die Anforderungen?
    Die Klinischen Fachspezialisten nehmen an den internen ärztlichen Weiterbildungen teil und erhalten regelmässig ein Coaching durch die betreuenden Ärzte. Punktuell werden externe Weiterbildungen zur spezifischen fachlichen Vertiefung besucht. Gemeinsam mit einer Fachhochschule (ZHAW) wurde ein interdisziplinärer Lehrgang (CAS) erarbeitet (Start: Februar 2017). Der Lehrgang steht für verschiedene Fachgebiete und auch für Ärzte offen. Die Weiterbildung ist in drei Module gegliedert: - Medizinische Grundlagen - Information – Kommunikation – Koordination «vom Eintritt bis zum Austritt» - Betriebliche und wirtschaftliche Aspekte – Organisation – Administration
  • In welchen Ländern stellen Physician Associates bereits ein etabliertes Berufsfeld dar?
    Im Berufsfeld der Physician Associates sind v.a. die USA, Kanada, die Niederlande, Grossbritannien und Deutschland führend. Das Grundprinzip der Berufsrolle ist überall ähnlich – der einzige Unterschied besteht in der Anpassung an den landesspezifischen Kontext.
  • Wie weit sind Schweizer Spitäler mit der Einführung von Physician Associates-Konzepten?
    Derzeit evaluieren viele Spitäler und Institutionen in der Deutschschweiz das PA-Konzept. Mehrere Einrichtungen haben das PA-Konzept bereits eingeführt, wie z.B. das Kantonsspital Winterthur (KSW), der Kantonsspital Luzern, das Inselspital Bern, das Kantonspital Baden, das Limmattalspital und die Thoraxchirurgie am USZ. Die Umsetzung des Konzeptes startete zunächst meist in einem überschaubaren, definierten Bereich eines Spitals und entwickelt sich aus der Praxis heraus. Auch wenn sich viele Institutionen noch in der Pilotphase befinden, zeichnet sich bereits ein grosser Zugewinn durch die Physician Associates für die Praxis ab. Im KSW sind beispielsweise zurzeit etwa 20 Physician Associates oder Personen mit einem ähnlichen Profil im Einsatz. Sie arbeiten in verschiedenen chirurgischen und medizinischen Disziplinen sowie in der Kindermedizin und in der Gynäkologie. Teilweise sind sie auch in der interventionellen Radiologie und in der Notaufnahme tätig.
  • Ist es vorgesehen, dass die Physician Associates in allen Spitälern verpflichtend eingesetzt werden?
    Es ist bislang aus gesetzlicher Perspektive nicht absehbar, die Durchführungsverantwortung bestimmter klinischer Aufgaben ausschliesslich den PAs zuzuordnen oder das Profil der PAs zwingend einzuführen. Es obliegt den Spitälern und anderen Institutionen, den Nutzen über den Einsatz von PA in ihrer Einrichtung abzuwägen. Es wäre jedoch möglich, dass von Seiten der Kostenträger, Garanten und Behörden unter den Gesichtspunkten der Effizienz, Wirksamkeit und ökonomischer Potentiale eingefordert werden könnte, gewisse Leistungen nach dem PA-Konzept zu erbringen.
  • Wie erfolgt die Abrechnung ambulanter Leistungen, die von Physician Associates durchgeführt werden?
    Bisher ist die Abrechnung ärztlicher Tätigkeiten durch PAs noch nicht abschliessend geklärt. Es wäre denkbar, dass zukünftig eine tarifliche Möglichkeit für delegierte Leistungen besteht.
  • Wie erfolgt die Finanzierung von Physician Associates?
    Am KSW arbeiten beispielsweise PAs im Ärzteteam mit und werden über die ärztliche Kostenstelle finanziert.
  • Ändert sich die ärztliche Ausbildung durch den Einsatz von Physician Associates?
    PAs werden als stabile Teammitglieder angesehen, die anders als Assistenzärzte nicht rotieren. Der Einsatz von PAs trägt dazu bei, dass Routinetätigkeiten an ausreichend erfahrende PAs delegiert werden können. Bei vollständiger Umsetzung des PA-Konzeptes erfolgt die ärztliche Ausbildung schneller und gezielter, was zu positiven Effekten im Gesundheitswesen führen kann. Es sollte sichergestellt werden, dass die beiden Berufe nicht miteinander konkurrieren. Dabei ist es wichtig, dass PAs keine Ärzte sind und sein sollen, sondern sich in einem kooperativen Kontext um den Patienten kümmern, d.h. als eine Erweiterung der medizinischen Dienstleistungen, nicht als Ersatz. Ziel sollte es sein, eine bessere Kontinuität der Versorgung zu gewährleisten, gleichzeitig die Ärzte zu entlasten und es den PAs zu ermöglichen, ihre Kompetenzen adäquat einsetzen zu können.
  • Inwiefern übernehmen Physician Associates die postoperative Betreuung von chirurgischen Patienten?
    Nach einer Operation schaut der behandelnde Arzt selbst nach seinen Patienten, um die Ergebnisse seiner Behandlung beurteilen zu können. Die Ärzte machen dies in Absprache mit dem stationsärztlichen Dienst. Der stationsärztliche Dienst, sei es durch einen Assistenzarzt oder einen PA, ersetzt damit nicht die Beziehung zwischen dem Patienten und Operateur. Der stationsärztliche Dienst koordiniert die postoperative Behandlungsphase und hat damit jedoch eine wichtige Schnittstellenfunktion zum Patienten, zur Pflege und zum Operateur. Die Funktion des PA als Stationsarzt führt zu einer Kontinuität in der Betreuung und zu einer Optimierung der Abläufe. Dies bildet die Basis für Qualität und Effizienz in der Patientenversorgung.
  • Werden die Physician Associate zusätzlich zu bereits bestehenden Assistenzarztstellen eingestellt?
    Grundsätzlich werden für die PAs keine zusätzlichen Stellen geschaffen. Es kann aber durchaus sein, dass im Rahmen von zusätzlichen Leistungen und Aufgaben Stellen aufgebaut werden müssen. Dabei können anstelle von Ärzten PAs angestellt.
  • Werden Ärzte in den Tagschichten durch Physician Associates ersetzt?
    Es wird auch weiterhin eine medizinische Versorgung durch den ärztlichen Dienst während der Tagschichten gewährleistet. Der Einsatz der Ärzte in den Randzeiten erfolgt im bisherigen Umfang und ist bei den arbeitszeitregulierten Ärzten auch weiterhin in einem Schichtbetrieb organisiert.
  • Können die Überzeiten von Assistenzärzten durch den Einsatz der Physician Associate reduziert werden?
    Erste Erfahrungen zeigen, dass sich die Überzeiten von Assistenzärzten tatsächlich reduziert haben. Auch eine Entlastung der Kaderärzte kann beobachtet werden.
  • Braucht es Physician Associates, obwohl in Zukunft mehr Ärzte ausgebildet werden sollen?
    Bisherige Prognosen zeigen auf, dass es trotz einer Erhöhung der Medizinstudienplätze zu keiner ausreichenden medizinischen Versorgung ausschliesslich durch Ärzte kommen wird. Bereits in den 1990er Jahren ist die niederländische Regierung (bei einer ähnlicheren Anzahl an ausgebildeten Ärzten wie in der Schweiz), die Herausforderung der künftigen medizinischen Versorgung durch den demografischen Wandel angegangen. In diesem Zusammenhang wurde in den Niederlanden der Beruf der Physician Associates etabliert, um die Deckung des Versorgungsbedarfs im Gesundheitswesen auch durch Nicht-Mediziner gewährleisten zu können. Zugleich nimmt im Schweizer Gesundheitswesen auch der Druck auf die Sicherheit, Wirksamkeit und Qualität der Versorgung zu, was dazu führt, dass bereits heute auf allen Ebenen im interprofessionellen Team die Verantwortung gestiegen ist.
  • Wo liegen die Unterschiede zwischen Advanced Practise Nurse (ANP) und Physician Associates?
    Keine der beiden Berufsfelder verfügt derzeit über einen Titel- und Namensschutz. Das Deutsche Netzwerk Advanced Practice Nursing & Advanced Nursing Practice (2011) definiert ANPs als "Pflegende mit einem Master of Science in Krankenpflege. Ihre Rollen umfassen die Praktikerin, Expertin, Beraterin, Lehrerin, Forscherin, Leiterin, und Vertreterin. Sie arbeitet als Spezialistin allein oder leitet Advanced Practice Nursing (APN) Teams." ANPs bilden daher ein unabhängiges Berufsfeld, welches auf dem Pflegeverständnis beruht. PAs sind dagegen im ärztlichen Team tätig und übernehmende klinisch medizinische Aufgaben.
  • Besteht das Risiko, dass Pflegekräfte aus ihrem Beruf abwandern?
    Die PA-Weiterbildung dient dem Pflegepersonal neben anderen Qualifizierungsmöglichkeiten als Chance zur beruflichen Entwicklung. Sie soll Pflegefachpersonen ansprechen, die in erweiterten Verantwortungsbereichen, ihr Wissen anwenden möchten. Dieses zusätzliche Tätigkeitsfeld soll den Pflegeberuf für die Pflegemitarbeitenden daher attraktiver gestalten und bietet auch die Chance, dass sich die Verweildauer im Beruf und im Gesundheitswesen erhöht. Das zeigt sich bereits in einigen Spitälern, die das PA-Konzept bereits etabliert haben. Dort lässt sich ein erhöhtes Interesse von Pflegefachpersonen verzeichnen, die dort tätig sein möchten. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Angebot für Weiterentwicklungsmöglichkeiten in der Pflege vergrössert ist, aber auch die Offenheit gegenüber betrieblichen Optimierungen zu einer attraktiven Arbeitssituation innerhalb der Pflege führt. Der systemische Blick scheint daher sinnvoll, da die Gesamteffekte sowohl Pflegekräfte mit PA-Weiterbildung als auch ohne Weiterbildung vorteilhaft sind.
  • Was spricht für die Tätigkeit als Physician Associate als Alternative zur Pflegetätigkeit?
    Die PA-Ausbildung fokussiert sich auf die Unterstützung der ärztlichen Tätigkeit, welche sich die Prävention und Diagnose von Krankheiten sowie die Behandlung und Betreuung von kranken Menschen unter Berücksichtigung ihres Umfeldes auszeichnet (vgl. SAMW 2020). Damit grenzt sich dieses Tätigkeitsfeld der PA vom pflegerischen Berufsfeld ab und ist nicht vergleichbar. Die PA-Ausbildung mittels eines CAS richtet sich demnach an bereits im Gesundheitsbereich tätige Personen, die ihren Horizont in Bezug auf klinisch-medizinische Aufgaben erweitern wollen.
  • Könnte auch eine MPA die Tätigkeiten von Physician Associates übernehmen (z.B. Befunde anfordern)?
    Derzeit sind MPAs vor allem im ambulanten Sektor und PAs (vorerst) im stationären Sektor präsent, womit es aktuell zu keiner Überschneidung der Aufgabenbereiche kommen kann. Darüber hinaus ist da Tätigkeitsfeld der Medizinischen Praxisassistenz durch die Bildungsverordnung (BiVo) EFZ und dem Bildungsplan MPA definiert. PAs absolvieren einen CAS zusätzlich zu ihrem Studium (z.B. Pflege). Die Aufgabenbereiche sind dementsprechend unterschiedlich. In der Praxis können ärztliche Aufgaben auch an MPAs delegiert werden, was sich in Arztpraxen auch hin und wieder beobachten lässt. Es gibt für die MPAs entsprechende Weiterbildungen, z.B. MPK (Medizinische Praxiskoordinatorinnen und –koordinatoren).
  • Kann ein MPA-Abschluss zu einem Physician Associate-Abschluss erweitert werden?
    Aktuell ist es nicht möglich, dass eine MPA die CAS-Module zum Physician Associate absolvieren kann. Sobald ein Bachelor of Science-Studiengang für Physician Associates existiert, gibt es allerdings auch für MPAs mit Berufsmaturität die Möglichkeit, sich einzuschreiben und sich klinisch in diese Richtung zu entwickeln. In Ländern, in denen es solche Möglichkeiten bereits gibt, lässt sich beobachten, dass MPAs, die sich in fortgeschrittenen Rollen ausbilden lassen, bereit sind, neue Aufgaben in ihrem früheren Berufsfeld zu übernehmen. Die neue Weiterbildungsmöglichkeit bietet daher die Chance, den MPA-Beruf noch attraktiver zu gestalten.
  • Gibt es bereits Erfahrung darin, wie Patienten die Physician Associates wahrnehmen?
    Bisher konnten sehr positive Erfahrungen gesammelt werden. Die PAs werden als Unterstützung und als hilfreicher Mehrwert wahrgenommen. Oft sind sie besser verfügbar als Ärzte und können aufgrund ihrer Ausbildung den Patienten ebenfalls viel Sicherheit bieten.
  • Wird angedacht, dass die Versicherungsform eines Patienten über eine Behandlung durch Physician Associates oder Ärzte entscheidet?
    Im Rahmen der Zusatzversicherung besteht das Recht auf eine freie Arztwahl. Hierbei wird es keine Veränderung geben. Da die behandelnden Ärzte jedoch auch immer häufiger durch PAs unterstützt werden, erhalten auch Patienten mit einer Zusatzversicherung Leistungen durch PAs. Bisherige Erfahrungen zeigen, dass zusatzversicherten Patienten dieses Angebot als Mehrwert wahrnehmen. Aktuell ist nicht davon auszugehen, dass es ein alternatives Versicherungsmodell geben wird, indem die Behandlung rein von Ärzten oder Physician Associates durchgeführt wird. Im ambulanten Bereich wird es eher vermehrt Entwicklungen hin zu einem multiprofessionellen Behandlungsteam geben.
  • Welche Rolle übernimmt die FMH bei der Entwicklung des PA-Berufes?
    Die Ärztekammer hat im Oktober 2020 erklärt, an der Etablierung des PA-Berufes in der Schweiz aktiv beizutragen und mitzugestalten. Dafür wird ein «Büro Physician Associate» geschaffen, welches ähnlich dem «Büro MPA» aufgebaut ist und ebenfalls an der FMH angesiedelt sein wird. Das Büro dient als Bindeglied zu Interessensgruppen, Institutionen und Hochschulen. Gemeinsam mit den beteiligten Fachgesellschaften und dem vsao wird die FMH auch die Anforderungen und Qualitätskriterien an die Aus- und Weiterbildung von PAs definieren. Darüber hinaus beteiligt sich die FMH an der Konkretisierung des Tätigkeitsrahmens von PAs sowie der Ausgestaltung des Delegationsprinzips zwischen Ärzten und PAs.
  • Was kann die Politik tun, um den Beruf weiterzubringen?
    Da das PA-Konzept ein enormes Potential für die Kostenentwicklung und Chancen für die Gesundheitsberufe, den Ärztebedarf und die Organisationen im Gesundheitswesen bietet, wäre es empfehlenswert, den PA-Beruf weiter voranzutreiben. Gleichzeitig wäre es wichtig, dass die Politik und die Behörden den notwendigen Freiraum bei der Entwicklung geben und keine Überreglementierung erfolgt. Hilfreich sind eine Definition des Spielraums sowie eine unterstützende Beratung. Darüber hinaus gilt es noch die tarifliche Einbettung der Leistungen von PAs zu klären. Die Leistungsvergütung sollte angemessen sein, dabei jedoch insgesamt dennoch zu einer Kostenreduktion führen.
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